Trave-Campus
Lübeck

2018

Wettbewerb

TYP

Bildung

Wettbewerb

2018

Architekt

Hillmer und Richter Architekten GmbH, Hamburg

Auslober

Handwerkskammer Lübeck

BGF

37.350 m²

Der gewünschte eindeutige „Campus-Charakter“ geht einher mit einer nur zweigeschossigen Bebauung, die sowohl die Höhen der Nachbarbebauung aufgreift und sich so harmonisch in das Umfeld integriert als auch geschickt die Geländetopographie des Plangebietes mit den Nutzungsanforderungen an die unterschiedlichen lichten Raumhöhen der einzelnen Werkstätten und der Sporthalle verbindet.
Die Verteilung der einzelnen Gebäude über das gesamte Campusgelände und deren Zweigeschossigkeit erzeugt einen gebauten und zugleich landschaftlichen, lichtdurchfluteten Raum mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Hierbei finden sich die Werkstätten, die „schmutzigen“ Bereiche, im Erdgeschoss, während das Lehren und Lernen, der Seminar- und Mensabereich, die „sauberen“, kommunikativen Bereiche, im Obergeschoss angesiedelt sind.
Der Entwurf folgt auf diese Weise einem „individuellen Leitbild“, fügt sich dabei angemessen in sein städteräumliches Umfeld ein, formuliert aber durch sein einheitliches und identitätsstiftendes Erscheinungsbild repräsentativ und selbstbewusst die neue Adresse der Handwerkskammer Lübeck.
Gebäudestruktur
Dem Leitbild eines „Campus“ als Begegnungs- und Kommunikationsstätte folgend entwickelt der Trave-Campus Lübeck durch die differenzierte architektonische Ausgestaltung jedes einzelnen Handwerksbereiches und dessen innere Ordnung mit einer zentralen Erschließung einen eigenen, in sich funktionierenden Organismus.
Den Auftakt bildet die zentrale Eingangshalle mit dem Empfang für Verwaltung und Gästehaus im Erdgeschoss, die sich zur Kronsforder Landstraße öffnet und so den repräsentativen Eingang des Trave-Campus ausformuliert. Von hier aus sind alle Bereiche des Campusgeländes sowohl über eine großzügige offene Magistrale als auch über interne wettergeschützte Wege erreichbar.
„Der Weg ist das Ziel“ (Konfuzius), der Weg als Erlebnis.
Im Erdgeschoss zieht sich der den Trave-Campus umgebende Landschaftsraum bis in die grünen Werkhöfe, wobei der erste Werkhof direkt am Eingang öffentlich zugänglich als Ausstellungshof für die angesiedelten Gewerke dient. Erholung und Ausstellung, es gibt keinen besseren Ort, an dem das Handwerk sich präsentieren kann.
Die zentrale offene Magistrale mit den ebenfalls offenen weiten Terrassen als Frei- und Freizeitflächen für den Aufenthalt in den unterschiedlichsten Handwerksbereichen setzen den Campus-Gedanken und die angenehme, landschaftliche Atmosphäre auch im Obergeschoss fort. An die Magistrale sind folgerichtig die Mensa mit seinem Außenbereich wie auch der Seminarbereich mit seinen Seminar- und Konferenzräumen ebenso direkt angeschlossen wie das Theorieraum-Cluster, welches, zentral gelegen, von jedem Handwerksbereich im Erdgeschoss über interne Treppen auf dem kürzesten Weg erreicht werden kann.
Die internen Verbindungen sind hier nicht nur reine Wege, um von A nach B zu kommen, sondern schaffen durch Vor- und Rücksprünge unterschiedliche räumliche Qualitäten für den individuellen Rückzug ebenso wie für Kommunikation und Zusammenarbeit.
Die offenen Terrassen sind nach innen orientiert, damit ruhig gelegen und dienen aufgrund ihrer landschaftlichen Gestaltung einerseits der Erholung der Nutzerinnen und Nutzer, nehmen aber gleichzeitig durch ihre Orientierung Rücksicht auf die angrenzende Wohnbebauung.
Durch die Gliederung der einzelnen Handwerksbereiche in lesbare Abschnitte der Baustruktur, die alle um tageslichtspendende Innenhöfe gruppiert sind, wird hier sowohl dem Anspruch nach fachbezogener Identität wie auch nach fließenden Übergängen und flexibler Anpassung an sich ändernde Nutzungsstrukturen Rechnung getragen.
Das Gästehaus als Abschluss des Trave-Campus, „nachbarschaftsschonend“ im Nordwesten des Grundstückes zur unbebauten Natur verortet, wird über die zentrale Magistrale und behindertengerechte gläserne Brücken mit den Ausbildungsräumlichkeiten verbunden. Hierbei sind sämtliche Wohnbereiche nicht nur zu den lärmabgewandten Seiten Nordwest zur Natur und Südost zum Innenhof hin orientiert, sondern bilden im Inneren mit versetzt angeordneten Lufträumen und Patios als Grünbereiche ein abwechslungsreiches und spannendes räumliches Innenleben.
Direkt angeschlossen ist am nördlichen Ende des Gästehauses die Sporthalle mit dem Fitnessbereich, so dass eine Erweiterung mit einem zusätzlichen Multifunktionsfeld sowohl im direkt angrenzenden Landschaftsraum als auch auf dem Dach der Sporthalle möglich wäre.
Äußeres Erscheinungsbild
Die Gestaltung der Fassade verbindet die Prämisse des energetischen Optimums mit den gestalterischen Anforderungen an ein zeitgemäßes Campus-Gebäude mit stadtbildprägender Wirkung.
Massive Wandscheiben im Wechsel mit schräg gestellten Stahllamellen in verschiedenen Winkeln entwickeln ein markantes Spiel von offen und geschlossen, Innen- und Außenbeziehungen. Die massiven, mit hellen schmalen Stahlbetonfertigteilen verkleideten Dach- und Deckenränder bilden den konsistenten Rahmen der großflächigen Lamellenstruktur.
Diese vor der thermischen Fassade stehenden Verschattungselemente aus geschoßhohen Stahlrahmen und festen vertikalen Sonnenschutzlamellen aus Stahl akzentuieren die Fassade, verleihen ihr prägnante Tiefe und gewährleisten ein hervorragendes Gebäudeklima. Sie sind mit unterschiedlicher Winkelstellung montiert und kombinieren so einen wirkungsvollen Sonnen- und Lärmschutz mit einer langlebigen, wartungsfreien Fassade.
Die Stahlrahmen und Lamellen nehmen durch ihre rotbraune Metalllegierung die Warmtonigkeit der umgebenden Ziegelfassaden der Einfamilienhäuser auf.
Die notwendige großflächige Fassadenbegrünung ist ebenfalls in die Stahlrahmen integriert und sorgt auf diese Weise für ein einheitliches, dennoch gegliedertes, differenziertes und abwechslungsreiches Erscheinungsbild der Fassade.
Für die Fassadenkonstruktion aus Stahllamellen war die stahltechnische Lösung die geeignete Wahl, repräsentiert das Material Stahl nun auch optisch die sich im Trave-Campus Lübeck versammelten stahlverarbeitenden Handwerksberufe.
Die leichten dahinterliegenden Fassadenflächen werden als Pfosten-Riegel-Konstruktion mit hochgedämmten Aluminium-Profilen und Dreischeibenverglasung mit glaskaschierten Dämmelementen im Brüstungsbereich ausgebildet.